Das Besondere ist von außen nicht sichtbar. Mit ihren Platten wirkt die Fassade des Hochhauses in Wien eher konventionell. „Die mussten wir wegen des Brandschutzes nehmen“, sagt die Projektentwicklerin Caroline Palfy.

Text: Wien / Von Matthias Röder, dpa 

Der eigentliche Gag des 84 Meter hohen Gebäudes, in das im Herbst die ersten gewerblichen Mieter einziehen werden: Vom ersten Stock an aufwärts besteht es zu 75 Prozent aus Holzteilen. Rund 800 Holzsäulen aus österreichischer Fichte tragen die Geschosse mit, die Wandelemente sind aus dem nachwachsenden Rohstoff und auch die Holzverbunddecke.

Mit fast 20.000 Quadratmetern Fläche ist es ein Holz-Stahlbeton-Hybridhaus, das in dieser Dimension laut Palfy seinesgleichen sucht. „Es ist ein Statement für die Verwendung von Holz auch im Hochhausbau“, sagt die 40-Jährige, die Baumeisterin und Ingenieurin ist.

Die Sorge, ein im Wesentlichen aus Holz bestehendes Hochhaus könnte zur Feuerfalle werden, sei unbegründet, betont Palfy. „Ein Stoff, der brennbar ist, muss im Brandfall keine schlechten Eigenschaften haben.“ Die 40 mal 40 gar 40 mal 124 Zentimeter starken Holzsäulen seien äußerst robust. Außerdem sei ein Wand-Decken-Element in einer Brennkammer 90 Minuten lang 1000 Grad ausgesetzt worden. Das Ergebnis: Nur die äußeren 8,4 Zentimeter der getesteten Elemente seien verkohlt gewesen, das Material immer noch tragfähig. Statisch könnte jede zweite Säule versagen und das Gebäude würde immer noch stehen, meint Palfy. „Wir sind nicht die größte Zündholzschachtel der Welt, wie Kritiker einst meinten.“

„Konventionell ist fad“, habe sie sich 2013 beim Erwerb der Grundstücke gedacht, meint Palfy. Investor Günter Kerbler habe beim „Hoho Wien“ genannten Holzhochhaus nicht gezögert. Auch wenn das Projekt schon aufgrund der eigenen Pionier-Leistungen etwas teurer ausgefallen sei als ein gewöhnlicher Stahlbeton-Bau. Insgesamt seien rund 75 Millionen Euro in das 24-stöckige Haupt- und das fünfgeschossige Nebengebäude investiert worden. 70 Prozent nehmen die Flächen für Hotel, Büro und Restaurant ein.

Das „Hoho Wien“ liegt in einem Wiener Vorzeigeareal. In der Seestadt im Nordosten der österreichischen Hauptstadt hat in den vergangenen Jahren eines der größten Stadtentwicklungsprojekte Europas immer mehr Gestalt angenommen. Bis 2028 sollen hier auf 240 Hektar für 20.000 Menschen bezahlbare Wohnungen und für viele Tausend Menschen Arbeitsplätze entstehen.

Die Argumente gegenüber Interessenten seien das gute Raumklima und natürlich der Verweis auf die Umweltbilanz. „Das bei uns verbrauchte Holz ist in den österreichischen Wäldern in einer Stunde und 17 Minuten nachgewachsen“, rechnet Palfy vor. Zu ihrem Bedauern ist es aber aktuell noch nicht möglich, dass in gewerblich genutzten Räumen auf Klimaanlagen verzichtet wird. „Das wäre nicht vermarktbar.“

Text: Wien / Von Matthias Röder, dpa 

Architektur: Rüdiger Lainer

Fotos: Michael Baumgartner | KiTO | www.kito.at

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